Von Mücken und Schokolade

Der Krieg wütet weiter. Auch in meinem Kopf. Diese schrecklichen Bilder und Schicksale. Sie machen einen fassungslos. Wütend. Immer noch. Sie nehmen noch immer viel Platz ein und ziehen Energie. Und trotzdem gibt’s auch noch viele andere Themen, die mich beschäftigen.

Gestern habe ich eine Biologin kennen gelernt, wenn man das so nennen darf. Denn das Kennenlernen war erstmal sehr einseitig. Ich habe Dr. Frauke Fischer mit großem Interesse gelauscht, als ich mit meinem Hund Tara durch die friedliche Landschaft am Rhein gelaufen bin. Die Biologin war nämlich zu Gast in einem Podcast und ich konnte ihr per Kopfhörer lauschen. Es war eine absolut interessante knappe Stunde, für die ich sehr dankbar bin.

Fischer sitzt unter anderem im wissenschaftlichen Beirat des WWF und hat ein Buch geschrieben, das ich als Monthy Pythons Fan schon allein wegen seines Titels feiern möchte: „Was hat die Mücke je für uns getan“. Die Antwort bleibt sie dann im Podcast nicht lange schuldig: „Ohne Mücken keine Schokolade.“ Denn die Blüten sind so klein, dass sie nicht von Bienen oder ähnlichen „großen“ Insekten bestäubt werden können. Fischer weiß, wovon sie redet, denn sie hat selbst einen nachhaltigen und umweltbewussten Schokoladen-Betrieb ins Leben gerufen und schon bei den Schokoladen-Weltmeisterschaften den zweiten Platz errungen.

Aber es ist vor allem ihre Sorge um unseren Planeten und unsere Zukunft, die mich gepackt hat. Die Sorge um die Biodiversität, von der wir Menschen komplett abhängen. Spannend ist auch der Ansatz des Podcasts Planetary Business, wo Fischer zu Gast war: Die Wunder der Natur wirtschaftlich betrachten. Dann steht da auf einmal ein Akteur, der für insgesamt 125 Billionen Dollar jährliche Wirtschaftsleistung verantwortlich ist – nämlich unser Planet. Im Gespräch mit der Moderatorin wird schnell klar, wie sehr wir Menschen abhängig sind von dieser Leistung und sie gleichzeitig ständig mindern, durch die Art wie große Teile der Menschheit leben. Fischer spricht dabei über die Studie des indischen Wirtschaftsprofessors Sir Partha Dasgupta.

Die zeigt nämlich, dass zwischen 1992-2014 dass sich das Finanzkapital pro Kopf verdoppelt hat und das Humankapital, also die Fähigkeiten von Menschen, um 13 Prozent zugenommen hat gleichzeitig aber das Naturkapital, also der Wert von Biodiversität und das, was die Natur für uns leistet um 40% zurückgegangen ist. „Jedes Unternehmen, das so handeln würde, müsste pleite gehen“, schließt Frauke Fischer.  

Erstaunlich auch die Betrachtung der Ausbreitung des Menschen durch die reine Biomasse. Da macht der Mensch mittlerweile 36% aus, seine „Haustiere“, vor allem also Rinder und Schweine, die er isst, machen schon 60% aus. Bleiben nur noch 4 Prozent für alle wilden Säugetiere vom Elefanten bis zum Blauwal. Dazu kommen immer wieder Sätze wie: „Menschen können Bäume pflanzen, aber keine Wälder“, „Mehr als 50 Prozent der Kalorien, die Menschen jeden Tag auf der Welt nutzen stammen von nur drei Pflanzen: Weizen, Mais und Reis. Wenn eine Pflanzenart Probleme bekommt trifft das Milliarden Menschen.“

Ein interessanter und gleichzeitig erschreckender Blick auf unsere Erde, der mich als Familienvater besonders gepackt hat.

 

 

 

 

 

 

Maik Meuser