Jahre und Bäume und Zukunft

Es war ein tolles Bild, das ich innerlich sofort verstanden habe, weil es Ruhe und Zufriedenheit mit sich brachte und ein Lächeln. Nur mein Kopf hatte etwas länger gebraucht, um alles zu verstehen. Da standen mein Patenonkel Henryk, 75 Jahre alt und mein Sohn, elf Jahre alt, und pflanzten gemeinsam einen Bergahorn. Ein kleines Pflänzchen, keine 20 cm hoch, das mein Onkel sorgsam aufgehoben hatte, nachdem er es in seinem Garten entdeckt hatte. Dazu ein zweites Bergahorn-Pflänzchen für den Mittleren und ein Buchensetzling für meine Kleine. Alle drei haben wir am Wochenende gepflanzt, in seinem Wäldchen, mitten im Westerwald. Zehn Jahre war ich da bestimmt nicht mehr. Und es war schockierend zu sehen, wie angeschlagen der Wald wirkte. Kahle Stellen, wo ich als Kind noch einen tiefen dunklen Wald erforschen durfte.

Jetzt standen wir da, drei Generation rund um drei kleine Pflänzchen, die man wahrscheinlich übersehen würde, hätte man sie nicht gerade selbst gepflanzt. Alle drei zerbrechlich zwischen großen Buchen, Fichten und anderen Ahorn-Bäumen.

Der ganze Trip war eine Reise in die Vergangenheit und gleichzeitig auch in die Zukunft. Schon die Fahrt durch das Bergische Land und in den Westerwald waren beeindruckend. Links und rechts immer wieder Waldruinen, wobei meistens handelt sich dabei ja um Fichtenplantagen. Da von Wald zu sprechen ist dann auch etwas schwierig. Die vielen kaputten Bäume haben auch meinen Sohn beeindruckt. Schwer das zu erklären. Klar, Borkenkäfer. Trockenheit wegen Klimawandel. Und am Ende wegen unseres Lebenswandels.

Mein Patenonkel Henryk hat meinen Kindern versprochen, nach den “Baumanfängern” zu schauen und sie zu gießen, falls es zu trocken wird. Auch diesen Moment habe ich erst auf der Rückfahrt richtig verstanden:

Die Klimakrise trifft vor allem die jüngeren, meine Kinder und ihre Altersgenossen. Aber ohne das Nachdenken über Generationengerechtigkeit und Solidarität mit der Zukunft durch die Älteren und ihr Handeln wird es ganz schwierig. Noch ist das Umsteuern in der Klimakrise ein kleines Pflänzchen. Es wächst, aber es braucht unser aller Unterstützung!

Maik Meuser