Das Jahr ist schon rum

Glauben Sie nicht? Ist aber so. Zumindest was unsere Resourcennutzung angeht. Am 29. Juli war es soweit, wir hatten den Overshoot Day erreicht. Wir als Menschheit haben an diesem Tag alle natürlichen Resourcen aufgebraucht, die der Planet, UNSER (einziger) Planet innerhalb eines Jahres wiederherstellen kann. Auf Deutsch: Erdüberlastungstag. Wir überlasten unseren Planeten und bräuchten fast zwei Planeten, um auf Dauer so weiterzuleben. Spoiler: Die gibt es aber nicht.

Corona scheint überwunden, was das angeht, denn während der Overshoot Day im vergangenen Jahr erst am 22. August erreicht war sind wir jetzt wieder auf dem alten Kurs unterwegs: Jedes Jahr früher. Buisnes as usual ist zurück. Eine gute Nachricht ist das aber nicht.

Und falls Sie jetzt dachten, das war’s schon dann muss ich Sie leider enttäuschen. Wussten Sie, dass der DEUTSCHE Overshoot Day schon am 5. Mai war? Deutschland hatte seine nachhaltigen Ressourcen also schon nach vier Monaten verbraucht. Und da ist dann ja noch sehr viel Jahr übrig. Wir überziehen unseren Haushalt.  

Am Wochenende, einen Tag nach dem Overshoot Day, veröffentlichte die Süddeutsche Zeitung einen lesenswerten Artikel der Schriftstellerin Carolin Emcke. Titel: Wir können nicht weiterleben wie bisher. Sie bezog sich dabei erstmal auf die Bilder aus den deutschen Flutgebieten. Ein Satz, der mich besonders gepackt hat war der: „Wir leben in einem blinden, selbstzerstörerischen Modus, der die eigene Verletzlichkeit leugnet.“

Sind wir wirklich blinde, leugnende Selbstzerstörer? Können wir nichts tun, um das aufzuhalten? Doch, es gibt Möglichkeiten.

93 Tage gewinnen wir alleine, wenn wir den CO2-Ausstoß weltweit um 50 Prozent senken. Dann hätten wir den Overshoot Day schon auf Ende Oktober verschoben. Weitere 21 Tage könnten wir gut machen, schätzt der WWF, wenn wir unsere aktuellen Standards im Bereich der Industrie-Prozesse, dem Gebäudemanagement oder auch bei der Energiegewinnung nachrüsten und umbauen. Wir wären fast schon bei Ende November. Weitere 17 Tage wenn wir den weltweiten Fleischkonsum halbieren könnten. Dann wären wir etwa bei Mitte Dezember angekommen, Lebensmittelverschwendung halbieren weitere 13 Tage und wir hätten Weihnachten vor der Tür. Und wenn es uns dann noch gelänge 350 Millionen Hektar Wald aufzuforsten dann kämen weitere 8 Tage hinzu und wir könnten entspannt in eine neues Jahr und in eine neue Welt starten, die für unsere Kinder vielleicht genauso schön werden wird wie es unsere noch ist. Klingt gar nicht mal sooo schlecht, oder?

 

Maik Meuser