November Pain. Again

Es wird dunkel und kalt. November. Nachmittagsmüdigkeit. Eine Tasse dampfenden Kaffee und der Blick in den Garten auf den Apfelbaum und die bunten Blätter drumherum. Sonst ists eher grau. Gleich geht’s mit dem Hund raus. Aber eigentlich will ich lieber drinnen bleiben. Im Warmen. Und dann machen sich die Gedanken auf nach Osten. An die polnisch-belarussische Grenze. Wo Familien mit kleinen Kindern ausharren. In nasser Kälte mitten im Wald. Schrecklich. Weil ein menschenverachtender, zynischer Diktator die Menschen aus Syrien oder dem Irak benutzt, um es der Europäischen Union heimzuzahlen. Und weil die sich nicht in der Lage sieht, die Menschen aufzunehmen, zu verteilen, zu prüfen, ob sie wegen Verfolgung oder anderer Gründe ein Recht auf Asyl haben. Lukaschenko lässt die Menschen, die auf ein besseres Leben hoffen, einfliegen und karrt sie dann wie Vieh zur polnischen Grenze. Dort müssen sie dann ausharren. Denn Polen hat die Grenzen dicht gemacht, versucht sogar mit eigentlich illegalen Pushbacks die Menschen wieder nach Belarus zurück zu treiben. Wo sie aber auch nur wieder in die andere Richtung getrieben werden. Es ist ein gnadenloses Hin und Her, das keine Rücksicht nimmt auf Alter, Krankheit oder Wetter.

Europa versagt. Seit Wochen geht das so. Was dort passiert kann einen nur traurig machen, und wütend.

Heute neue Bilder. Belarussische Soldaten die offenbar hunderte Geflüchtete zur polnischen Grenze treiben. Die polnische Seite rechnet damit, dass die Grenze mit Gewalt überwunden werden soll. Was aber passiert dann? Schießen Soldaten dann auf die Menschen, Familien mit Kindern und Frauen? Eskaliert der Konflikt zwischen Belarus und Polen an der Grenze? Diese Gefahr ist immer größer geworden in den vergangenen Tagen.

Heute hat die EU nochmal den Druck erhöht und der belarussische Machthaber hat angekündigt, sein Land arbeite aktiv an der Rückführung der Migranten in ihre Heimatländer. Die Migranten, so Lukaschenko zynisch, seien allerdings sehr stur. Er selbst bietet dagegen auch an, sie direkt nach München zu schicken, sollte Polen keinen humanitären Korridor zur Verfügung stellen. München hatte sich bereit erklärt, die Menschen aufzunehmen. Eine gute Idee. Vielleicht schließen sich da noch andere an, denn die Not dieser Menschen muss schnell beendet werden. Und dann kann man sich auch in Ruhe darum kümmern, wie man zukünftig mit Lukaschenko umgeht.

Maik Meuser